Baustoffe

Ökologie und Nachhaltigkeit

Klimaschutz, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit gehören seit einiger Zeit zu den Schwerpunktthemen nationaler und internationaler Politik. Auch ökologisch orientiertes Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen leistet einen Beitrag dazu.

Neben Lebensmitteln sind nachwachsende Rohstoffe für die stoffliche und energetische Nutzung wichtige Gründe für die Bewahrung der natürlichen Grundlagen und der Wertschöpfung aus ihnen. Für optimale Produkte benötigen wir optimierte Lebenszyklen, in denen Innovation, Ökonomie und Ökologie die Triebkräfte für einen nachhaltigen und erfolgreichen Umgang mit unserer Umwelt sind.

Für das Bauwesen bedeutet das:

1. „Bauen mit nachwachsenden Baustoffen“, d.h. Bauen und Wohnen mit Holz und vielen anderen Werk- und Ausbaustoffen auf pflanzlicher Basis.

2. Heizen mit erneuerbaren Energien, wie z.B. mit Holzpellets oder Nahwärme aus Biomasseheizkraftwerken und Biogasanlagen.

Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen speichern das Kohlendioxid, das die Pflanzen ursprünglich im Wachstum aufgenommen haben, für einen langen Zeitraum und benötigen in der Regel nur wenig Energie zu ihrer Herstellung. Diese Energie besteht oft aus erneuerbaren Quellen, etwa aus Holzheizkraftwerken auf dem Werksgelände, in denen Holzreststoffe verbrannt werden. Außerdem stellen Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen am Ende des Lebenszyklus ein Energieguthaben dar.

Als optimal wird im Allgemeinen die sog. Kaskadennutzung angesehen, d.h. eine Optimierung des Lebenszyklus von der stofflichen Nutzung am Anfang bis zur energetischen Nutzung am Ende der Prozesskette. In den Zwischenschritten sind Nachnutzung und Recyclierbarkeit in der stofflichen Nutzung wichtige Faktoren für eine Verlängerung der Nutzungsdauer. Der Zusammenfügung und Trennbarkeit unterschiedlicher Werkstoffkomponenten kommt hier eine wichtige Bedeutung zu.

Gesundheit

Wichtige Faktoren sind:

1. Raumluftqualität (Immissionen, Luftwechselrate, Allergene, Gerüche, Schadstoffe)

2. Behaglichkeit (Oberflächentemperaturen, Luftfeuchtigkeit/-temperatur)

3. Subjektives Empfinden (Gestaltungs- und Raumqualität)

4. Erlebnisqualität (Haptik und Sichtqualität von Oberflächen).

Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen können im Rahmen eines bauwerks- und benutzergerechten Baustoffkonzeptes allen Ansprüchen gerecht werden und entlasten darüber hinaus auch unsere Umwelt, die unverzichtbar für die menschlichen Lebensgrundlagen und die Gesundheit ist.

Modernität

Neben traditionellen Bauten und Bauweisen, die oft von der Werthaltigkeit auch bei Holzgebäuden künden, sind moderne Holzgebäude inzwischen High-Tech-Produkte, die entweder industriell vorgefertigt oder auch für die Fertigung in mittelständischen Baubetrieben sehr gut geeignet sind.

Sowohl im Wohnungsbau als auch bei großen Holzbau- Ingenieurkonstruktionen ist das Bauen mit Holz und anderen nachwachsenden Rohstoffen ein Erfolgsmodell. Zur Umsetzung von ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Gebäudekonzepten bestehen vielfältige architektonische und gestalterische Möglichkeiten.

Ein vollkommener Verzicht auf eine fossile Heiztechnik und dadurch auf zusätzliche Treibhausgase ist inzwischen Stand der Technik und kann in jedem Bauvorhaben realisiert werden. Sehr gute Wärmedämmungen bis hin zum Passivhausstandard sind auch mit Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen möglich.

Sonnenkollektoren lassen sich auch als Gliederungselement in Holzfassaden sehr gut integrieren. Der außerdem erforderliche Wärmebedarf kann z.B. durch wartungsarme Pelletheizungen oder Nahwärmekonzepte auf Basis von Biomasse bereitgestellt werden.

Wirtschaftlichkeit

Das Bauen mit Holz ist im direkten Vergleich nicht teurer als bei vergleichbaren Massivbaukonstruktionen. Erst durch unterschiedliche Ausbaustandards oder Sonderkonstruktionen entstehen bei beiden Konstruktionsarten Mehr- oder Minderkosten.

Ein Ausbau mit einem hohen Anteil nachwachsender Rohstoffe (Dämmstoffe, Fußböden, Naturfarben) kann Mehrkosten verursachen, wird jedoch dann auch einen Mehrwert an Nachhaltigkeit, Bau- und Nutzungsqualität bewirken können. Dabei sind nicht nur die Erstinvestitionskosten, sondern auch die Gesamtkosten im Lebenszyklus zu sehen.

Entscheidend ist in der Regel das Gesamtkonzept, das einem Gebäude zugrunde liegt. Erfahrene Planer können hier ein Optimum an Bauqualität und Wirtschaftlichkeit erzielen. An Ausschreibungstexte gekoppelte Optimierungssoftware ist inzwischen in der Lage, ökonomische und ökologische Optimierungen über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes zu berechnen und darzustellen.

Nachhaltige Lebenszyklusplanung

In der Gebäudeplanung werden zunehmend Berechnungen und Bewertungen zur Nachhaltigkeit systematisiert. Die Bundesregierung hat hierzu den „Leitfaden Nachhaltiges Bauen“ entwickelt (www.nachhaltigesbauen.de).

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen führt erste Zertifizierungen zur Erfassung und Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden durch (www.dgnb.de).

Erste Softwareanbieter bieten inzwischen umfangreiche Planungswerkzeuge für die Lebenszyklusplanung an. Diese Softwareprogramme werden mit den Daten der Ausschreibungsprogramme gekoppelt. So können Gebäudebilanzierungen über den gesamten Lebenszyklus (Neubau, Nutzung, Rückbau) erstellt werden.

Neben den Ökobilanzen können so auch die Betriebskosten der Gebäude und die Lebensdauer einzelner Bauteile über lange Zeiträume analysiert und bewertet werden (www.legep.de).

Eine Reihe von Instituten ist seit vielen Jahren mit der Bewertung der Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit von Baustoffen befasst. Dabei wurde wiederholt festgestellt, dass auch Naturbaustoffe durchaus belastet sein können – dies beginnt z.B. bei Naturfasern durch Belastung mit Bioziden, Fungiziden, Herbiziden und anderen Verunreinigungen bereits während der Rohstoff-Produktion und endet durch die Bearbeitung/Verarbeitung mit Klebern, Beschichtungen, Lösemitteln, Funktionszusätzen wie Brandschutzmittel, Mottenschutz im Werk oder auf der Baustelle. Der Einsatz von gesundheitsgefährdenden Stoffen sollte dabei grundsätzlich unterlassen werden.

Eine seriöse Bewertung sollte sich aber nicht auf die „Volldeklaration“ des Herstellers berufen, sondern muss eine umfassende Laborprüfung vor allem auf Emissionen beinhalten. Eine umfassende Produktbeurteilung im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit beinhaltet somit eine Hinterfragung von

■ Verfügbarkeit der Ressourcen

■ Umweltbelastungen während Produktion, Abbau dieser Ressourcen

■ Umweltbelastungen/Energiebedarf/Transport/Fabrikation

■ Umwelt- und Gesundheitsbelastungen während des Einbaues

■ Belastungen während der Nutzungsdauer und auch beim späteren Rückbau/Entsorgung.

Eine umfassende Emissionsprüfung sollte, wie bei einer offenen Volldeklaration der Inhaltsstoffe, ebenso Hinweise auf eventuelle natürliche Allergene – als Grundvoraussetzung für einen „Naturbaustoff“ – offen darstellen.

Eine Fülle von Umweltzeichen verwirrt nicht nur den Endverbraucher, sondern auch Planer, Händler und Verarbeiter. Einen Überblick glaubwürdiger Gütezeichen für Bauprodukte bieten unter anderem die APUG – Studie des Ministeriums für Umwelt und Landschaftsschutz Nordrhein-Westfalen sowie eine Aufstellung unter www.baulabel.de.

Produktion von Schnittholz in Deutschland (Quelle: VDS, ZMP, HAF; Stand: Dezember 2009)

Produktion der deutschen Sägeindustrie

2008 wird im Baubereich weitaus mehr Nadelholz als Laubholz eingeschnitten und zu Brettern und Balken verarbeitet.

Produktion von Holzwerkstoffen in Deutschland (Quelle: FAO, UNECE; Stand: Dezember 2009)
Produktion von Zellstoff in Deutschland (Quelle: VDP, ZMP, FAO; Stand: Dezember 2009)

 

Nachwachsende Rohstoffe und Energie für die Zukunft 2013
Biobasierte Wirtschaft
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