Schilfrohr

Rohstoff

Schilfrohr kommt als Uferpflanze an einigen Binnenseen Mitteleuropas vor. Es hat aufgrund seiner Nutzung als Brut- und Lebensraum vieler Vogelarten eine ökologisch bedeutsame Qualität. Vom Flächenpotenzial her begrenzt, bedarf es zugleich der Pflege durch Abbau (Schnitt), dies aber nur in bestimmtem Umfang. Noch übersteigt das Angebot die Nachfrage, ein stark zunehmender Abbau wäre aber angesichts der relativ geringen Flächen als problematisch einzustufen.
Schilfrohr ist aufgrund seines hohen Siliziumgehaltes im trockenen Zustand resistent gegen Pilze und Schädlinge sowie Fäulnis.

 

Herstellung

Das Schilfrohr wird dicht über der Wasseroberfläche geschnitten. Dieser Schnitt ist beim hochgewachsenen Schilf im Herbst (nach der Brutzeit) in definiertem Umfang notwendig, um Raum für neue Triebe zu schaffen.
Der Schilfschnitt wird in Garben zur Sonnentrocknung auf die umliegenden Wiesen gestellt. Nach der Trocknung erfolgt durch Pressung und Bindung mit Drähten das Zusammenfügen der Platten (2–5 cm Stärke).

 

Zusammensetzung

Das Schilfrohr wird ohne weitere Zusätze mit verzinktem Draht oder Schnur gebunden.

 

Verwendung

Einsatz der Platten zur Dämmung großflächiger Bauteile wie Außenwände, Dächer und Decken.
Einsatz der Rollenware als Putzträger im Lehmbau bzw. als verlorene Schalung im Stampflehmbau.

Zum ersten Mal in Deutschland eingesetzt

In Berlin Westend wurde ein Haus komplett mit 12 cm starken Schilfrohmatten gedämmt. Guntram Jankowski von werk a architekten (www.werk-a.de) verwendete bei diesem Bau zum ersten Mal in Deutschland Schilf im Vollwärmeschutz. Über diese Dämmmaßnahmen an der Gebäudehülle und den Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung wurde der Energiebedarf auf 60 Prozent des Neubauniveuas gesenkt. Die verwendeten natürlichen Baustoffe reduzieren zusätzlich noch den Aufwand, der nötig war, um die Baumaterialien herzustellen. Ein Effekt, der sich ebenso positiv auf die Energiebilanz auswirkt.

Verarbeitung

Gut zu sägen oder zu trennen (Kreissäge mit Hartmetallsägeblatt, Trennschneider);
Befestigung durch Verdübelung, Bauschrauben oder Nagelklammern.

Rückbau und Entsorgungsmöglichkeiten

Bei der Plattenherstellung fallen kaum Abfälle an. Die Platten können problemlos wiederverwendet werden, wenn die Platten nicht als Putzträger eingesetzt wurden.
Ansonsten können die Produkte biologisch abgebaut (unproblematische Kompostierung) oder thermisch verwertet werden.

Hersteller/Vertrieb

Hasit Trockenmörtel GmbH (www.hasit.de):
Putzträgermatten, Schilfdämmplatten

EIWA Lehm Waldemar Eider (www.eiwa-lehmbau.de):
Schilfrohrdämmplatten

CLAYTEC Lehmbau Peter Breidenbach (www.claytec.com):
Lehm-Trockenputzplatte, Schilfrohrplatten

Egginger Naturbaustoffe (www.egginger-naturbaustoffe.de)
Matten und Platten in verschiedenen Dicken

Hiss Reet eK (www.hiss-reet.de)
Matten und Platten in verschiedenen Dicken

Bemerkung

Es gibt derzeit noch keine Schilfrohrplatten mit "Allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung"!

 

Technische Daten

Wärmeleitfähigkeit λ [W/mK): 0,038-0,055

Diffusionswiderstandszahl μ: 2

spezifische Wärmekapazität c [J/kgK]: k.A.

Rohdichte ρ [kg/m³]: 190-225

 

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