Schafwolle

Nachwachsender Rohstoff Schafwolle

Durch die natürliche Kräuselung, die hohe Elastizität und das feuchtedynamische Verhalten unterscheidet sich Wolle von anderen Faserdämmstoffen. Durch die Kräuselung wird Volumen mit hohem Lufteinschluss zwischen den Fasern geschaffen. Wolle nimmt bis zu 30 Gewichtsprozent an Feuchtigkeit auf, ohne dass sich die Wärmeleitfähigkeit verändert. Dabei ist für eine gute Lüftung zu sorgen, da die Feuchtigkeit wieder abgegeben werden muss. Die Entzündungstemperatur liegt bei 500 – 600 Grad Celsius, wobei die Wolle nicht schmilzt, sondern nur Asche bildet. Schafwolle kommt zum Dämmen von Wänden, Dächern und Decken sowie zur Isolierung von Luftkanälen und Heizungsrohren in Frage.

 

Rohstoff

Schafschurwolle, unbehandelt; gewaschen

 

Herstellung

Die bei der Schafschur anfallende Rohwolle mit 30 – 50 % Verunreinigungen (Wollschweiß, Hautschuppen, Erd- und Pflanzenresten sowie Wollfett) wird gewaschen. Sie besteht zu ca. 97 % aus Eiweiß-Proteinen (Keratinfaser). Nach Beigabe unterschiedlicher Zusatzstoffe kann die gewaschene Rohwolle als Stopfwolle bzw. für Dichtungszöpfe verwendet werden. Zur Herstellung von Dämmplatten wird die Rohwolle noch nadelverfilzt.

 

Zusammensetzung

Schafschurwolle, Mottenschutzmittel (z. B. MITIN FF, ein Harnstoffderivat). Das Produkt Alchimea lana enthält Naturkautschuk, Borax, Eisenoxid, Kalk und Tonerde.

 

Einbau einer Schafwolldämmung (Quelle: doschaWolle)

Schafwolle wird im Gegensatz zu anderen Rohmaterialien für Dämmstoffe nicht um seiner selbst willen angebaut – sie ist ein Nebenprodukt der Produktion von Schaffleisch. Der Rohstoff Wolle selbst wächst jährlich nach und verbraucht ausgesprochen wenig Primärenergie. Zudem wird der Schafhaltung mittlerweile eine landschaftspflegende Funktion zuerkannt. Die hervorragenden wärmedämmenden Eigenschaften der Schafwolle sind jedem Pulloverträger zur Genüge bekannt. Für den Einsatz als Dämmstoff erfordert das Produkt zudem einen speziellen langlebigen Schutz gegen Motten. Erst seit einigen Jahren gibt es dafür dauerhafte und gesundheitsverträgliche, wenn auch kostenintensive Lösungen. Derzeit wird nahezu ausschließlich europäische Schafwolle angeboten, die in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht. Daraus werden Dämmstoffe mit oder ohne Beimengung von Kunstfasern hergestellt. Die Beimengung dieser Fasern ermöglicht die Produktion eigensteifer Dämmmaterialien, die sich einfach und schnell einbauen lassen. Zweierlei Synthetikfasern finden Einsatz: auf Mineralöl basierende Polyesterfasern, oder die auf Maisstärke basierenden Biopolymerfasern (Polylactide). Bei letzteren wird aus pflanzlicher Stärke eine Kunstfaser hergestellt.

Herstellung

Die Wolle wird zunächst gewaschen und entfettet, wobei auch der pH-Wert der Schafwolle eingestellt wird. In einem weiteren Schritt wird der Mottenschutz in einem Färbeverfahren aufgebracht. Zur Produktion von Dämmstoffen wird die in Ballenform transportierte Schafwolle zunächst aufgelockert („geöffnet“) und ggf. eine Mischung mit Kunstfasern hergestellt. Das Gemisch wird in weiteren Schritten von Stäuben und organischen Fremdstoffen befreit, durch weitere Durchmischung homogenisiert, und bis zur Einzelfaser aufgelöst. In einer sogenannten Krempel wird daraus ein dünnes Primärvlies hergestellt, das bis zum Erreichen des notwendigen Gewichtes je Quadratmeter in verschiedenen Verfahren angehäuft wird. Das aufwendigste Verfahren, mit dem sich die niedrigsten Wärmeleitfähigkeiten realisieren lassen, ist das horizontale Kreuzlegen. Zum Erzeugen der Rohdichte wird das daraus entstehende dicke, aber noch nicht verdichtete Vlies auf eine definierte Dicke gebracht. Das geschieht entweder rein mechanisch durch Vernadeln, oder durch die thermische Verfestigung mit Kunstfasern in einem Ofen. Mit einer Schneidemaschine wird der Dämmstoff auf Länge und Breite zugeschnitten. Schnittreste werden recycelt.

Mottenschutz

Anstelle der gesundheitlich bedenklichen Pyrethroide, Borsalze oder dem in der EU nicht mehr zugelassenen Mittin FF hat sich ein neuer Standard etabliert, um Schafwolle dauerhaft und gesundheitlich unbedenklich vor Mottenfraß zu schützen. Hierzu wird das lt. EU-Chemikaliengesetz zugelassene Wollschutzmittel Thorlan IW verwendet, dessen Wirkstoff Kaliumfluorotitanat IV ist. Diese Substanz findet in ähnlichen Konzentrationen auch Anwendung in Dental-Abformmaterial und ist im lt. EINECS-Register zugelassenes Produkt. Die Aufbringung erfolgt in einem kontrollierten, dem Wollfärben ähnlichen Prozess. Nach fachgerechter Aufbringung ist die Substanz chemisch permanent an die Wollfaser gebunden und somit ebenso dauerhaft wirksam wie gesundheitlich unbedenklich. Die Bindung ist beständig gegen Wässerung und Feuchtigkeit und wird auch durch lang anhaltenden Einfluß von UV-Strahlung nicht zerstört. Produkte aus mit Thorlan IW ausgerüsteter Schafwolle wurden bereits natureplus-zertifiziert.

Verwendung und Verarbeitung

Auf Grund der hervorragenden technischen Eigenschaften sind Dämmvliese im Bereich Dachdämmung, Wand, Decke und Außenfassade einsetzbar. Hervorragend bewährt hat sich das Produkt aber auch im Bereich der technischen Dämmung, sowohl bei Kühlanlagen (gute Wärmedämmwerte) als auch im Bereich Schalldämmung vor allem bei Klima- und Lüftungsanlagen. Daneben wird Schafwolle auch in Form von Nadelfilzen als Trittschalldämmung, sowie als „Stopfwolle“ angeboten. Die Verarbeitung ist einfach:

auspacken – ablängen – einbauen – ggf. gegen Setzung sichern (nur notwendig bei Rollenmaterial ohne Kunstfaserbeimengung, daß nicht horizontal eingebaut wird) – fertig

Bauphysik

Schafwolle bietet bei ausreichender Dichte einen guten sommerlichen Wärmeschutz, wirkt in hohem Maße feuchtigkeitsregulierend und schadstoffabbauend.

Brennbarkeit und mechanische Belastbarkeit

Die biolösliche Faser hat eine Entzündungstemperatur von 580 – 600 °C und ist selbstverlöschend, wodurch die meisten Materialen die EURO-Klasse E erreichen. Bei Materialien mit Beimischung von Kunststofffasern sind Flammhemmer notwendig. Die Faser ist dauerhaft elastisch und erträgt über 20.000 Knickzyklen von 180°.

Verhalten bei Feuchtigkeitsaufnahme

Bei der Aufnahme von Feuchtigkeit vergrößert eine Schafwolldämmung ihr Volumen und dämmt erwiesenermaßen zumindest gleich gut wie im trockenen Zustand. Der Grund: die außen wasserabstoßende, und damit immer trockene Wollfaser puffert Feuchtigkeit in ihrem Faserinneren.

Schadstoffabbau

Schafwolle ist hochgradig bio-reaktiv und hat die Eigenschaft zahlreiche Schadstoffe, wie z. B. Formaldehyd, zu binden. Die Bindung erfolgt je nach Schadstoff unterschiedlich. Protein-reaktive Substanzen wie Formaldehyd und Ozon reagieren mit der Faser und sind damit permanent in ihr gebunden, nicht-proteinreaktive Substanzen lagern sich an die Faser an wie an einen Filter.

Anwendungsbeschränkungen

Schafwolle kann nicht als Perimeterdämmstoff eingesetzt werden.

 

Rückbau und Entsorgungsmöglichkeiten

Schafwolle lässt sich recyceln.

 

Hersteller

Alchimea Naturwaren GmhH (www.alchimea.de):
Dämmplatten, -rollen

Baur Vliesstoffe GmbH-klimalan-Vertrieb (www.klimalan.com)
Dämmvliese, Nadelfilze, Vliese zum Schadstoffabbau, Stopfwolle

thermalan-Vertrieb (www.thermalan.com)
Eigensteife Dämmmatten, Nadelfilze, Isolation für Rohre und Heizungs-/Lüftungskanäle

Woolin Group Naturprodukte GmbH (www.woolin.at)
Dämmmatten, -platten, -vliese aus Schafwolle,
Stopfwolle

Technische Daten

Wärmeleitfähigkeit λ [W/mK): 0,035-0,046

Diffusionswiderstandszahl μ: 1-2

spezifische Wärmekapazität c [J/kgK]: 1700

Rohdichte ρ [kg/m³]: 18-30

 

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