Luftdichtheit - bedeutend für gute Dämmwirkung und Schadensfreiheit
Grundsätzliches zur Wärmedämmung
Die Wirkung von Wärmedämmung beruht auf den Lufteinschlüssen im Dämmmaterial. Nicht das Material (Schafwolle, Zellulose, Kork usw.) dämmt, sondern die vielen kleinen Luftkammern, die das Material einschließt. Voraussetzung für die dämmende Wirkung dieser Lufteinschlüsse ist der Schutz vor Luftbewegung. Auch die wärmedämmende Wirkung eines Wollpullovers beruht auf unbewegten Lufteinschlüssen der Fasern. Sobald der Wind bläst, lässt die Dämmwirkung nach. Zieht man eine dünne Windjacke darüber, ist die wärmedämmende Wirkung wieder hergestellt.
Dieses Prinzip lässt sich auf Gebäude übertragen. Nach dem Prinzip der Windjacke sollte der Dämmstoff von außen und von innen mit einer Luftdichtung versehen werden. Die Fachleute haben den Namen Luftdichtung für die luftdichte Schicht auf der dem Innenraum zugewandten Seite der Dämmung geprägt und Winddichtung für die dem Außenraum zugewandten Seite. Die beiden Dichtungsebenen sollen ohne Unterbrechung verlegt werden. Besondere Vorsicht muss an allen Durchdringungen, z.B. Toilettenentlüftung, Kamin, Rohre für die Solaranlage, Deckenbalken, Kehlbalken, den Anschlüssen an Fenstern und Außentüren gelegt werden. Die Luftdichtungsarbeiten müssen vom Architekten sorgfältig geplant und vom Handwerker gewissenhaft ausgeführt werden.
Die Grundlage für eine praxistaugliche U-Wert-Berechnung ist eine luftdichte Konstruktion, denn die wärmetechnischen Kennwerte der Materialien werden bei reiner Wärmeleitung ermittelt, d.h. in Abwesendheit jeglicher Luftströmung durch die Stoffe.
Warum muss luftdicht gebaut werden?
Im Bereich von Fugen führt die Luftströmung durch die Konstruktion zur Mitnahme von Raumwärme. Angetrieben wird diese Art von Wärmeverlust durch Druckunterschiede zwischen innen und außen (Wind) und innerhalb eines Gebäudes (thermischer Auftrieb).
Die Notwendigkeit einer luftdicht ausgeführten Gebäudehülle wird beeindruckend belegt durch einen am Fraunhofer Institut für Bauphysik in Stuttgart durchgeführten und im folgenden beschriebenen Versuch.
Eine Dachfläche von 6 x 10 m wurde mit 14 cm Mineralfaser fachgerecht gedämmt und mit einer Luftdichtung/Dampfbremse abgedichtet. In die Luftdichtung/Dampfbremse wurde für den Zweck der Untersuchung eine Querfuge unterschiedlicher Breite (1 bis 10 mm) mit 10 m Länge eingebaut.
Nimmt man den reinen Wärmestrom durch Wärmeleitung als Bezugsgröße, so führt schon eine Fugenbreite von 3 mm auf 10 m Länge und einer Windstärke von 1-2 (etwa Jahresdurchschnitt in Deutschland entsprechend 5 Pascal) zu einer Erhöhung des Wärmeverlustes um 50 %.
Praktisch bedeutet dies beim vorliegenden Beispiel, dass statt der 14 cm starken Dämmung nur eine Dämmschicht von 10 cm eingebaut worden wäre. 4 cm Dämmung sind prinzipiell ohne Wirkung und sind „umsonst“ eingebaut worden.
Steigt die Fugenbreite, so nimmt der konvektionsbedingte Wärmestrom zu. Das Gleiche tritt bei leicht windigem Wetter auf.
Überprufung der Luftdichtheit mit dem Blower-Door-Test
Die Luftdichtigkeit eines Gebäudes wird durch den Blower-Door-Test (geregelt in der DIN EN 13829) geprüft.
Hierbei wird mit einem Gebläse eine Druckdifferenz von 50 Pascal zwischen dem Gebäudeinneren und der Außenluft erzeugt und der sich einstellende Luftwechsel pro Stunde errechnet.
Je kleiner der Wert, desto luftdichter ist die Gebäudehülle.
Da mit dem Blower-Door-Test ein verlässliches Instrument zur Qualitätssicherung am Bau existiert, sollte dieses auch eingesetzt werden.
Hinweis: Facharbeiter der haustechnischen Gewerke, Elektriker, Heizungsbauer usw. müssen über die Funktion und Wichtigkeit der Luftdichtebene informiert werden, ansonsten wird die Gebäudehülle erfahrungsgemäß schnell durchlöchert. Ein eindeutiges Luftdichtungskonzept ggf. mit Installationsebenen, das der Architekt erstellt, ist Grundlage für alle Ausführungen der Handwerker am Bau.